Hebamme verzweifelt gesucht! – Die Deutschlandtour der Hebammen will aufrütteln …

„Geboren mit der Hilfe meiner Hebamme!“ So lautet der Slogan mit dem die Hebammen auf ihre Arbeit und ihre schwierige Situation aufmerksam machen wollen. Jetzt gehen sie in die Offensive. Die große Deutschlandtour des Deutschen Hebammenverbandes will aufrütteln und ruft Mütter, Frauen, Eltern, Großeltern auf Gesicht zu zeigen – für die Hebammen!

Unsere flinke, rasende Eichhörnchen-Reporterin Polly Pink hatte in Hannover die Gelegenheit, am Stand der Deutschlandtour mit Hebamme Silvia Vihs über die Aktion zu sprechen.

Wer bist Du und was machst Du genau?

Mein Name ist  Silvia Vihs, ich bin 36 Jahre alt, seit 15 Jahren Hebamme, verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Ich leite im DIAKOVERE Henriettenstift eine Elternschule, wo wir im Rahmen eines interdisziplinären Teams Kurse rund um die Schwangerschaft und Elternzeit anbieten. Zusätzlich arbeite ich in der Hebammensprechstunde des Krankenhauses und ab und zu bin ich auch noch im Kreißsaal tätig.

Hebamme Silvia Vihs aus Hannover
Quelle: Agentur Kochstraße

Was liebst Du an deinem Job als Hebamme?

Die Arbeit mit den Eltern und deren Betreuung und Begleitung in einen neuen Lebensabschnitt, in die spannende Phase des Elternseins.

Warum macht Ihr die Deutschland-Tour? Was wollt Ihr bewirken?

Der Deutsche Hebammenverband ( DHV) möchte zusammen mit allen Landesverbänden auf die schwierigen Arbeitsbedingungen von Hebammen aufmerksam machen. Die Hebammen möchten mit Menschen persönlich ins Gespräch kommen, um ihre Sichtweise zu verdeutlichen. Jeden Abend findet darüber hinaus bei der Tour eine politische Diskussion mit Politikerinnen und Politikern statt, um sich gemeinsam über mögliche Lösungsvorschläge auszutauschen. Damit verbunden ist auch ein Appell an die Bundestagskandidatinnen und – kanditaten, in der kommenden Legislaturperiode die Versorgung mit Hebammenhilfe sicherzustellen.

Was macht Euch die Arbeit konkret schwer/ wo liegen die Probleme, für die Ihr von der Politik eine Lösung erwartet/ benötigt?

Diese Frage ist nicht einfach bzw. schnell zu beantworten. Die größten Probleme, meiner Meinung nach, liegen in der gesellschaftlichen Anerkennung unserer wertvollen Arbeit. Die Rahmenbedingungen, unter anderem auch die Vergütung müssen deutlich verbessert werden, damit Frauen auch wieder Lust haben, diesen Beruf zu lernen und später auszuüben. Die Akademisierung des Berufes ist dabei ein wichtiger Baustein.

Genauso muss eine flächendeckende Versorgung mit Hebammenhilfe gewährleistet und dem entsprechend mit bestimmten Konzepten und Ideen realisiert werden. Dazu müssen verschiedene Instanzen und Einrichtungen zusammen arbeiten.

Traumvorstellung: Wie würden die perfekten Arbeitsbedingungen für Hebammen aussehen?

Oh jee…Perfekt gibt es leider nicht im Leben. Jedoch wäre es schön, wenn ich als Hebamme relativ frei und doch eingebunden in einem guten Netzwerk arbeiten kann. Somit wäre es perfekt, wenn auch Hebammen genügend Möglichkeiten und Zeit zur Selbstfürsorge in ihrem Arbeits- und oft auch Familienleben haben. Dabei sollte die Vergütung auch so gestaltet sein, dass auch ein alleinerziehende Mutter mit Kindern in der Lage sein könnte, ihre Familie mit ihrem Beruf zu ernähren und dabei nicht Non-Stop arbeiten müsste. Der Hebammenberuf ist oft Berufung – es darf jedoch nicht sein, dass dies in der heutigen Gesellschaft ausgenutzt wird.

Schreckensszenario: Was passiert, wenn sich nichts ändert?

Zu viele Frauen und Familien würden keine Hebammenversorgung in Schwangerschaft, Wochenbett und Stillzeit finden. Deswegen setzen wir uns z.B. ein für die Installierung von Hebammenzentralen/ Hebammenkoordinierungstellen in Städten und Kommunen. Und natürlich für die Aufstockung der Ausbildungsplätze in Niedersachsen. Und damit nicht nicht noch weniger Hebammen immer mehr Geburten in den Kliniken betreuen, setzen wir uns ein für eine angemessene Finanzierung der natürlichen Geburt unter Berücksichtigung des zeitlichen Aufwandes. Eine sichere Geburt braucht eine bedarfsgerechte 1:1 Betreuung durch Hebammen. Das reduziert die Rate der Interventionen unter der Geburt

Wie läuft die Tour bisher?

Ich glaube sehr gut. Wir führen viele interessante Gespräche mit netten Leuten. Es ist eine schöne Stimmung.

Wie können Mamas deutschlandweit Euch (auch über die Tour hinaus) unterstützen?

Indem sie für ihre Rechte als Eltern und für ihre Kinder kämpfen! An Veranstaltungen und Diskussionen teilnehmen und das Problem auch mit ihren Politikern vor Ort ansprechen. Wenden Sie sich an ihre Krankenkassen, wenn Sie sich allein und ohne Hilfe fühlen und keine Betreuung vor Ort gefunden haben. Schauen Sie auch gern auf die Homepage vom Deutschen Hebammenverband, um sich zu informieren.

Wir freuen uns total über jegliche Unterstützung und somit ein großes DANKESCHÖN an LAUFMAMALAUF, die diese Tour ebenfalls bewerben und toll mit Hebammen zusammen arbeiten.

Mini-Plakat LAUFMAMALAUF unterstützt die Hebammentour

Für alle, die jetzt ebenfalls die Arbeit der Hebammen unterstützen wollen und Gesicht zeigen: hier findet Ihr die noch ausstehenden Tourdaten

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